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العنوان
Zerbrechlichkeit der Gesellschaft in Dea Lohers Werk /
المؤلف
Al- Refaie, Hanan Hamdi Fetouh.
هيئة الاعداد
باحث / Hanan Hamdi Fetouh Al- Refaie
مشرف / Baher Mohamed Elgohary
مشرف / ohamed Abdel- Salam Youssef
مشرف / Assem Attia Ali Hassan
تاريخ النشر
2016.
عدد الصفحات
305 p. ;
اللغة
الألمانية
الدرجة
الدكتوراه
التخصص
الأدب والنظرية الأدبية
تاريخ الإجازة
1/1/2016
مكان الإجازة
جامعة عين شمس - كلية الألسن - اللغة الألمانية
الفهرس
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Abstract

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem literarischen Werk einer sehr erfolgreichen zeitgenössischen deutschen Autorin, die einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegen-wartsliteratur leistet. Diese Autorin ist Dea Loher.
Dea Loher zählt zu den begabtesten neuen deutschsprachigen Dramatikerinnen des 20. Jahrhunderts. Es gelingt ihr, in kurzer Zeit eine besondere Stelle sowohl in der literarischen Welt als auch in der Theaterwelt zu besetzen. Sie gehört schnell zu den meistgespielten und schöpferischsten jungen Theaterautorinnen der Gegenwart. Mehr als 15 Theaterstücke von Dea Loher sind zur Aufführung gelangt. Das literarische Werk dieser talentierten Autorin ist mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen gewürdigt worden. Schon für ihr erstes Stück Olgas Raum erhielt sie 1991 den Dramatikerpreis der Hamburger Volksbühne und 1993 Playwrights Award des Londoner Royal Court Theatre. Für Tätowierung, ihr zweites Stück, erhielt sie den Förderpreis des Goethe-Instituts. Neben vielen anderen bedeutenden Auszeichnungen folgten der Mühlheimer Dramatikerpreis 1998 und 2008 sowie der Bertolt-Brecht-Literaturpreis 2006, mit dem sie für die kritische Auseinandersetzung mit der Gegenwart in ihrem literarischen Schaffen ausgezeichnet worden ist. Der Berliner Literaturpreis 2009 wird der Dramatikerin Dea Loher zuerkannt und wird damit erstmals eine Theaterautorin ausgezeichnet, die seit beinahe zwanzig Jahren die Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsdramatik geprägt und fortgeschrieben hat. Außerdem wird die Preisträgerin 2009 auf die Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an die Freie Universität Berlin berufen.
Lohers Stücke behandeln stets verschiedene Fragen der modernen Gesellschaft. Sie nimmt kritisch die heutige soziale Lage Deutschlands unter der Lupe und analysiert sowohl die gesellschaftlichen Verhältnisse als auch die menschlichen Beziehungen innerhalb der deutschen sozialen Gegenwartsstruktur. Auf schockierend makabre Weise reflektiert sie in ihren Werken, was im Leben wirklich geschieht. Mit anderen Worten entnimmt Loher die Stoffe ihrer Stücke aus dem Leben, wo es ihrer Meinung nach viele glückliche Menschen nicht gibt. Deshalb handeln ihre Stücke im Kern von tief unglücklichen Menschen. Das Leben der Figuren in Lohers Schaffen ist eine Kette von unendlichen Verletzungen, vom unsäglichen Leid, persönlichen Versagen, von der Verzweiflung und vom überpersönlichen Unglück. Diese Figuren leiden und kämpfen für ein besseres Leben und ein erwünschtes Glück, aber sie können am Ende leider nicht siegen.
Bisher fehlen Forschungen und Studien in den arabischen Ländern über Lohers literarisches Werk, deshalb wird es hier versucht, mit Dea Loher näher in Berührung zu kommen und ein Licht auf ihr Werk zu werfen.
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, ein wichtiges Thema, das sich durch fast all Lohers Stücke zieht, zu untersuchen, nämlich, die zunehmende Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz und die Fragilität des Lebens und der Gesellschaft als ein gesellschaftliches Phänomen, das sich mehr und mehr in der deutschen Gegenwartgesellschaft verbreitet. Nichts ist mehr sicher, auf kaum etwas kann man sich verlassen. Von echten zwischenmenschlichen Beziehungen kann nicht die Rede sein. Die Beziehungen und die gesellschaftlichen Verhältnisse sind brüchig, das Eheleben, das Familienleben und das Berufsleben sind gestört. Die Jobs werden unsicher, die Chefs gaukeln ihren Mitarbeitern eine Zukunft vor, die nur eine vage Möglichkeit ist, selbst die Familie stellt nur ein lockeres Band dar, das zu zerreißen droht, sobald die Bereitschaft zum Selbstbetrug erlischt.
Drei Theaterstücke bilden die Hauptanliegen dieser Forschung, da sie am meisten mit dem hier behandelten Thema korrespondieren. Dies sind Diebe 2010, Das letzte Feuer 2008 und Adam Geist1998. In diesen Stücken stellt Loher viele menschliche Tragödien, die sich am Rande der Gesellschaft ereignen, dar. Die Helden dieser Tragödien sind elende Menschen, psychisch oder körperlich Kranke und jämmerliche Verlierer. Das Unglück hat sie fest im Griff und frisst allmählich in das brüchige Leben aller Figuren. Sie kämpfen hart darum, in einer immer fragileren Welt ohne Sicherheit, mit kaputten Beziehungen, gebrochenen Versprechen und schwierigen Arbeitsverhältnissen fertig zu werden.
Die Hauptfragestellung der Arbeit lautet ”Wie vermag Dea Loher die Problematik des modernen Menschen und der modernen Gesellschaft, nämlich die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens und der Gesellschaft inhaltlich und formal darzustellen?” So bedient sich die Arbeit der Methode der analytischen Auseinandersetzung mit Inhalt und Form der drei Werke. Wichtige inhaltliche Komponenten, die für die Thematik aufschlussreich sind, werden herausgearbeitet und veranschaulicht. Figuren und charaktere werden in Bezug auf Handlung und Problematik analytisch behandelt. Sprache Monolog und Dialog werden eingehend analysiert. Dabei werden charakteristische Merkmale der Sprache erarbeitet und die Hauptproblematik wird herauskristallisiert. Schließlich werden die verschiedenen Darstellungsweisen bzw. die künstlerischen Techniken, die jedes einzelne Stück kennzeichnen, untersucht.
Die Arbeit enthält 280 Seiten und gliedert sich in drei Kapitel. In der Einführung wird ein allgemeiner Überblick Lohers Theater, seine Haupttendenzen, seine Merkmale. Dann wird den wesentlichen Beitrag erklärt, den Dea Loher zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur leistet. Anhand einiger ihrer Dramen werden die Hauptmerkmale, die ihre Stoffwahl und Stoffgestaltung prägen, dargestellt. Dann wird Lohers Meinung über den Begriff des politischen Theaters und ihre Klassifizierung als politische Autorin hervorgehoben. Die Arbeit betont danach die Hauptfragen wie z. B. Schuld und Verantwortung, Verrat, und Liebe, Gewalt, Opfer- und Täterschaft, mit denen sich die Dramatikerin in ihrem Gesamtwerk auseinandersetzt. Die gemeinsamen charakterzüge ihrer Figuren werden dabei erklärt. In diesem Rahmen wird ein allgemeiner Überblick über die Kunstsprache und die stilistischen und formalen Schwerpunkte ihres dramatischen Schaffens gegeben.
Das erste Kapitel enthält eine analytische Untersuchung des Stückes Diebe. Im Stück stehen zwölf Menschen mit ihrem gescheiterten fragilen Leben und ihren zerbrechlichen menschlichen Beziehungen im Mittelpunkt. Das Stück erzählt von unsicheren Menschen, die sich selbst das Leben stehlen. Statt beherzt zuzugreifen, weichen sie ängstlich Entscheidungen aus. Deshalb rinnt ihnen das Leben wie Wasser durch die Finger. Loher stellt sowohl gescheiterte als auch vom Scheitern bedrohte Menschen aller Altersklassen dar, deren Geschichten sie zu einem Querschnitt der heutigen deutschen Gesellschaft verwebt.
Da ist der alleinstehende Versicherungsmakler Finn, der nun nicht mehr aus seinem Bett aufstehen will. Kämpfen und Streben gibt er auf, weil er im Lauf der Zeit immer weniger weiß, was Grund, Ziel, Absicht oder Zweck des Kampfes sein sollte. Dann beendet er sein sinnloses Leben, indem er sich aus dem Fenster stürzt. Seine albtraumgeplagte Schwester, Linda, erzählt ihrer Familie, die in der Wirklichkeit nicht existiert, dass sie einen Wolf im Wald gesehen hat. Linda lebt allein und einsam. Sie scheitert daran, eine Familie zu haben. Dies trifft sie innerlich tief und beeinflusst sie stark, was sie dazu treibt, sich eine eigene alternative Realität zu bilden, in der sie alles verwirklicht, was sie in ihrem wirklichen Leben nicht erfüllen kann. Andererseits hat sie Sorgen darum, ihren Arbeitsplatz in einer unrentablen Therme zu verlieren. Linda verliert damit mehr als eine Arbeitsstelle, sie verliert die letzte, menschliche Lebensäußerung, die beweist, dass sie noch existiert. Daher bedeutet der Arbeitsverlust für sie eine drückende Existenzsorge, die sie mit Angst erfüllt. Ihr Vater, Erwin, der in einem Altersheim wohnt, wünscht nichts sehnlicher als wieder ein „normales Gespräch“ bzw. ein Gespräch fernab von Krankheiten und den Geschichten von Operationen im Alter zu führen, mit denen ihn seine gleichaltrigen Mitbewohner im Altersheim bei den Mahlzeiten ständig langweilen. Seit Linda Erwin dort untergebracht hat, kann er sich nicht auf diese neue Situation einstellen und somit auch sein neues weiteres Leben nicht akzeptieren. Von diesem Zeitpunkt an schafft er sich seine eigene Welt, isoliert sich von den Mitbewohnern und vermeidet jeden Kontakt mit diesen Leuten, die er für demente und geistesgestörte Menschen hält und mit denen er nichts zu tun haben will.
Die ambitionierte Supermarktangestellte Monika hofft auf eine sinnlose Beförderung, die ihr vom Chef versprochen wird, nämlich die Leitung eines Marktes in Holland zu übernehmen. Ihr Mann Thomas, der als Polizist tätig ist, würde sie dorthin begleiten. Für die erhoffte Karriere opfert sie ihre Familie und verliert somit ihren Mann, der die Scheidung einreicht. Das Projekt des Chefs zerschlägt sich, Monika wird am Ende entlassen. Sie will diese unangenehmen Wahrheiten nicht wahr haben, bis sie zusammenbricht.
Der alte Leichenbestatter Josef Erbarmen hat eine Beziehung zu einer von ihm schwangeren Minderjährigen, Mira Halbe, die ihrerseits von einem anonymen Samenspender im Reagenzglas gezeugt wurde. Mira plant die Abtreibung des Babys, das sie von Josef erwartet und ohne Wissen um ihre eigene Herkunft nicht zur Welt bringen will. Josef, der seinerseits dieses Kind unbedingt haben möchte, soll nun für Mutter und Kind den Vater und Großvater suchen. Dabei wird Josef ermordet. Da erkennt die entsetzte Mira, dass ihr Wunsch nach Aufklärung die Wiederholung ihres eigenen Schicksals an ihrem Kind in Gang gesetzt hat.
Herr und Frau Schmitt fühlen sich beobachtet. Sie meinen, Spuren eines wilden Tieres in ihrem Garten gefunden zu haben, das eigentlich keines ist. Die Schmitts machen diese Bedrohung zur gemeinsamen Obsession und empfinden sie gleichzeitig mit lustvollem Gruseln. Das geheimnisvolle Tier entpuppt sich nach vielen Szenen als Mensch. Er ist Josef Erbarmen, der in den Garten eingedrungen ist, um Familie Schmitt zu beobachten. Er entdeckt, dass Herr Schmitt in jungen Jahren ein Samenspender war und darum noch (mindestens) eine zweite Familie hat, von der er nichts weiß (und nichts wissen will). Damit konfrontiert Josef Herrn Schmitt und seine Frau. Im vollständig etablierten Leben der Schmitts stört alles Neue, und so können sie sich nicht entscheiden, ob sie der ungewollt aus Gerhard Schmitts vormaliger „Großzügigkeit“ resultierenden Familienerweiterung um ein Josef-Mira-Enkelkind zustimmen sollen. Ein Mord geschieht. Das Tier muss unschädlich gemacht werden. Gerhard und Ida schlagen den Schicksalsboten mit Hammer und Bratpfanne tot.
In dem Stück gibt es noch eine andere fragile Beziehung, die zwischen der Boutiquebesitzerin, Gabi, und Rainer Machatschek besteht. Gabi wird von ihrem Freund im Wald beinahe für dreitausend Euro erwürgt, sie hat sich aber nach dem misslungenen Anschlag noch von ihm nach Hause fahren lassen. Später geht Gabi zur Polizei. Thomas denkt, dass Gabi eine Anzeige gegen Rainer erstatten will. Gabi will nur fragen, ob sie, wenn etwas Ähnliches noch einmal passiert, den ersten Vorfall rückwirkend anzeigen kann. Sie weiß genau, dass ihr Freund ein geldgieriger Mann ist. Sie kann trotzdem nicht auf ihn verzichten, da sie völlig willenlos ihm gegenüber und nicht fähig ist, eine solche Entscheidung zu treffen.
Ira Davidoff, eine ältere Dame, geht zur Polizei, um eine Vermisstenanzeige für ihren Mann zu erstatten. Es stellt sich dann heraus, dass ihr Mann vor 43 Jahren auf ihrer Hochzeitsreise einen Spaziergang machen wollte und nicht wiederkam. Sie kann nicht glauben, dass sie von ihrem Mann verlassen wurde. Deshalb wohnt sie einfach in dem Hotelzimmer weiter, wo er sie hinterließ, und wartet auf ihn.
Die zwölf Figuren des Stückes werden in sechs gesellschaftlichen Entitäten geteilt, die unterschiedliche Beziehungen und Beziehungs-modelle reflektieren. Im Einzelnen werden sie demzufolge erarbeitet. Dadurch wird gezeigt, wie fragil das Leben des Menschen und die zwischenmenschlichen Bindungen sind, die von außen normal, fest und stark erscheinen, aber die Krisen und Schicksalsschläge entlarven ihre Zerbrechlichkeit und Haltlosigkeit.
Begonnen wird mit Familie Tomason, die aus Vater, Sohn und Tochter besteht. Sowohl die gestörten Beziehungen zwischen den drei Familienmitgliedern als auch die persönlichen Probleme und Leiden jedes Einzelnen werden genau und ausführlich geschildert.
Dann wird dargestellt, warum und wie die Ehe von den jungen Eheleuten Monika und Thomas scheitert.
Das tragische Schicksal der Liebesbeziehung zwischen Mira und Josef wird danach dargeboten.
Weiter wird gezeigt, wie die Schmitts zu Mördern werden, als sie von der schändlichen Vergangenheit verfolgt werden.
Gabis Versuche und Beweggründe, ihre brüchige Beziehung mit dem zwielichtigen Rainer zu halten, werden auch dabei dargestellt.
Im Anschluss wird Iras Entscheidung, 43 Jahre ohne Ansprüche an das Leben, ohne Ziele und somit ohne negative oder positive Erwartungen zu leben, kritisch beleuchtet.
Die künstlerische Technik und die Darstellungsweise des Werkes werden dann untersucht. Die Arbeit geht auf eine Formanalyse ein. Demzufolge werden die Merkmale des offenen Dramas dargestellt. Man befasst sich dann mit den Dramenfiguren und den Figurenkonstellationen im Stück. Lohers Sprache, die Figurenrede bzw. die Kommunikations-struktur des Stückes sowie die Erzähltechnik werden intensiv untersucht. Der Wechsel innerhalb der sprachlichen Darstellung, die sprechenden Namen, „Schweigen“ und „Pause“ als Lohers Lieblingsregieanweisungen und Tiersymbolik im Stück werden dargelegt. Zum Schluss wird die wichtige Frage beantwortet, und zwar: Ist Diebe eine Komödie, wie es Loher beschreibt?
Das Stück Das letzte Feuer wird im zweiten Kapitel analytisch behandelt. Es geht in diesem Stück um die Bewohner eines vergessenen Viertels am Rande einer namenlosen Stadt. In diesem Viertel wird ein Kind überfahren. Der jungen aufstrebenden Polizeimeisterin Edna läuft auf der Jagd nach einem vermeintlichen Terroristen der achtjährige Edgar vor ihr Auto und stirbt. Der Gejagte ist aber nicht der gesuchte Attentäter, sondern der zugekokste Olaf, der mit dem Auto der Lehrerin Karoline durch die Straße gerast ist. Der einzige Augenzeuge des Unfalls ist ein Fremder, Rabe Meier, der kurz zuvor das „Glasscherbenviertel“ betreten und mit dem Jungen gespielt hat. Aber etwas stimmt nicht mit diesem geheimnisvollen Fremden.
Nach dem tragischen Unfall verändern sich die Beziehungen der Bewohner des Viertels, ihre Verhältnisse werden brüchiger, ihre Existenzen gefährdeter. Alle leiden unter einer Fülle von Schuldgefühlen. Sie machen sich Vorwürfe und fragen sich, inwieweit sie Schuld an Edgars Tod tragen. Ihr fragiles Leben wird durch Verzweiflung, Schuldgefühl und Verlust stark belastet, mit denen keiner von ihnen fertig werden kann. Deshalb zerbricht es ganz einfach.
Der Arbeitslose Olaf hat sich nach dem Unglück in seinem Zimmer eingesperrt, bis er ins Gefängnis kommt. Edna fantasiert sich selbst in eine Terroristen-Rolle hinein. Sie wird am Ende des Stückes ins Irrenhaus gesteckt. Die Eltern des toten Kindes, Susanne und Ludwig, müssen jetzt zusehen, wie ihre Ehe nach und nach an den Folgen des Unglücks zerbricht. Eigentlich führte dieses Ehepaar vor diesem schrecklichen Unfall kein glückliches Eheleben. Ludwig, der sein Leben schon lange als verloren ansieht, hatte vor acht Jahren bzw. während der Schwangerschaft seiner Frau, eine Affäre mit Karoline, deren Auto in den Unfall seines Sohnes verwickelt war.
Nach dem Tod seines Sohnes beginnt Ludwig Lotto zu spielen. Er verschenkt aber die Lottoquittungen, um ins Schicksal anderer einzugreifen. Er will damit den absurden Beweis erbringen, dass nichts außer dem blinden, grausamen Zufall Leben und Tod, Glück und Unglück bestimmen kann. Susanne, die ihre unter der Alzheimer-krankheit leidende Schwiegermutter pflegt, verliebt sich später in Rabe.
Nachdem ihr Ehemann Ludwig seine Mutter in der Badewanne ertränkt hat und dann verschwunden ist, zieht Susanne in Rabes Wohnung ein. Rabe war ein Soldat in einem nicht näher bezeichneten Krieg. Er kehrt nach Deutschland traumatisiert zurück und ist seitdem in einer Art von Trauer gefangen, die sich nur in Selbstzerstörung lösen kann. So verstümmelt er sich selbst, indem er seine Nägel mit einer Eisenfeile bis auf die Knochen abfeilt. Susanne und Rabe versuchen ihre Probleme durch ihre Liebe zu vergessen. Rabe, der sich nicht mehr beherrschen kann, schlägt Susanne erst bewusstlos. Dann übergießt er sich mit Benzin und zündet sich an.
Rabe, Susanne, Ludwig und Edna können sich mit ihrem Leben nicht versöhnen und somit nicht identifizieren. Sie können sich von Verzweiflung, Wut und Schuldgefühl nicht befreien.
Nur Karoline, die jedoch krebskrank und brustamputiert ist und alle möglichen Brustimplantate ausprobiert, hat den starken Willen, das Unglück zu überleben und ihr Schuldgefühl zu überwinden. Sie will sich selbstständig machen, deshalb gelingt es ihr, ein Spezialgeschäft für Prothesen zu eröffnen.
Auch der Arbeitslose Peter, Olafs Freund, kann endlich Arbeit finden. Peter gibt nicht einmal die Hoffnung auf, seine Lage zu verbessern, und eine bessere Zukunft zu erlangen.
Die traurigen Lebensgeschichten von den acht Figuren werden analytisch behandelt. Zuerst wird gezeigt, wie Verzweiflung, Traurigkeit, Schuld und Verlust sowohl die brüchigen Leben der Figuren als auch ihre Beziehungen zueinander zerstören. Dann werden ihre Versuche, nach Trost, Glück, Seelenfrieden und Hoffnung zu suchen, hervorgehoben. Schließlich wird das tragische Ende jeder Figur dargestellt.
Das Kapitel enthält am Ende eine Untersuchung der künstlerischen Technik und der Darstellungsweise des Werkes. Die Arbeit befasst sich mit einer Formanalyse. Dabei werden die Merkmale des offenen Dramas bzw. die Vielfalt in Bezug auf Handlung, Ort, Zeit und die große Anzahl der auftretenden Figuren dargestellt.
Die Arbeit geht dann auf die Dramenfiguren und die Figuren-konstellationen im Stück ein.
Die Erzähltechnik wird dann untersucht. In diesem Zusammenhang sollen die Technik der Rückblende bzw. des Flashbacks, die Verwendung des Chores, wie in der antiken Tragödie, und die Dramaturgie des Botenberichts unterstrichen werden. Betont werden die Figurenrede, die Kommunikationsstruktur des Stückes und die rasanten Wechsel aus den dialogischen und epischen Passagen innerhalb der einzelnen Szene. Lohers sprachlicher Stil, rhetorisches Stilmittel, sprechende Namen, Fehlen der Interpunktion und vor allem Fragezeichen werden dabei auch dargestellt.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Stationendrama Adam Geist. Im Stück, mit dem Loher 1998 den Mülheimer Dramatikerpreis gewann, stellt Loher einen Verlierer dar, der sich mit seinem eigenen Leben nicht abfinden kann. Er ist immer auf der Suche nach sich selbst und nach dem Sinn seines Lebens. Gleich am Anfang des Stückes verliert Adam seine geliebte Mutter Rose, die an Hautkrebs stirbt. Seinen Vater kennt er nicht. Adam war Hilfsschüler und dann ein Lehrling. Nach dem Tod seiner Mutter bricht Adam die Beziehung mit seinen Verwandten ab, die Rose und ihren Sohn nicht liebten. Er verlässt darauf seine Arbeit und wird Drogendealer. Adam wird aber betrogen und niedergeschlagen.
Aufs Neue verliert er alles. Auf dem Friedhof bzw. am Grab seiner Mutter sucht Adam Ruhe. Als er hier an den Selbstmord denkt, kommt ein Mädchen zum Nachbargrab, wo die Mutter des Mädchens begraben liegt. Adam vergewaltigt das Mädchen. Es bleibt liegen und Adam glaubt, dass es tot ist. Darauf schneidet sich Adam die Pulsadern auf, was er aber überlebt. Immer wieder trifft er das unschuldige Mädchen oder seinen Schatten auf den nächsten Stationen seines Lebens.
Die Dealer wollen ihn bestrafen, weil er in der Dealerszene noch Schulden hat. Ein Indianer rettet Adam jedoch, als er vorbeigeht und ihn sieht. Er nimmt Adam zur Feuerwehr mit, wo er arbeitet, um auch ihm dort Arbeit zu besorgen. Als ein Haus brennt, wird Adam zum Helden, da er zwei Kinder aus diesem Haus rettet. Sein neuer Freund, der Indianer, stirbt jedoch an einer Überdosis von Drogen. Adam rächt den Tod mit einem Kettensägenmassaker an den Giftlern, die er für den Tod seines Freundes verantwortlich hält. Danach flüchtet Adam zur Fremdenlegion, kehrt zurück, arbeitet dann mit einer Gruppe von Skins, aber geht dann freiwillig als Söldner zurück. In einem bosnischen Dorf erschießt Adam einen Soldaten, als dieser einen alten Mann und sein Enkelkind prügelt. Dann flieht Adam wieder.
Adam sucht Zuflucht beim Glauben, findet ihn aber nicht. Schließlich schreibt Adam einen imaginären Brief an den Bundespräsidenten, den er über seine mehrfachen kriminellen Handlungen informiert. Adam erkennt all seine Verbrechen und bekennt sich schuldig des Mordes, der wiederholten Körperverletzung, des versuchten Totschlags in mehreren Fällen, des Rauschgifthandels und des Diebstahls. Eine besondere Aufmerksamkeit widmet er dem vergewaltigten Mädchen, von dem er nichts weiß.
Die letzte Szene mündet in Adams Selbstmord. Der Selbstmord durch Erhängen erscheint Adam als der einzige Ausweg, um sich von dieser Welt und seinem misslungenen Leben zu befreien.
Das Stück wird inhaltlich und formal untersucht. Zuerst wird das Leben des Protagonisten in einer nicht mehr nur als vater-, sondern nun auch als mutterlos empfundenen Gesellschaft problematisiert. Adam wird in seinem weiteren Lebensweg als Verlierer, erfolgloser Drogendealer, Vergewaltiger und Mörder dargestellt und nachher als Schicksalssucher, der eine neue Identität und einen Sinn für sein Leben sucht. Dabei wird ein Licht auf die verschiedenen Rollenmodelle geworfen, die ihm durch die Gesellschaft angeboten werden bzw. Feuerwehrmann, Söldner und Privatsekretär des Führers einer rechtsextremen Skin- Gruppe.
Da er sich selbst von seinen Schuldgefühlen nicht befreien kann, wird Adams Suche nach Gottesgnade und dann nach Gnadengesuch bei dem Bundespräsidenten geschildert. Schließlich wird dargestellt, wie der Protagonist die Erlösung seiner Seele findet.
Die künstlerische Technik im Werk wird dann ausführlich untersucht. Die Arbeit beschäftigt sich mit den Merkmalen des offenen Dramas hinsichtlich der Vielfalt der Handlung, häufigen Ortswechsels, unbestimmter Zeitspannen und großer Anzahl der auftretenden Figuren. Die Figurendarstellung und Figurenkonstellationen werden danach dargestellt. Die abwechslungsreiche Darstellungsweise in Form von Monologen, Dialogen und lyrischer Prosa werden unterstrichen. Anschließend bilden Sprache und Kommunikation des Dramas einen Untersuchungsgegenstand. Die Technik der Stichomythie in den Dialogenszenen und die moderne Form der Teichoskopie werden dabei untersucht. Zum Schluss werden die intertextuellen Bezüge im Stück dargestellt.
Schließlich werden die Ergebnisse der Arbeit zusammenfassend dargestellt.