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العنوان
Translationskulturen und die Entstehung von Neuübersetzungen:
Eine Untersuchung anhand der deutschen Übersetzungen des
Romans „Al-Ḥarâm“ von Yusuf Idris /
المؤلف
Mahmoud, Omnia Beshir Mohamed.
هيئة الاعداد
باحث / أمنية بشير محمد محمود
مشرف / نهلة توفيق
مناقش / باهر محمد الجوهري
مناقش / نهلة محمد ناجي
تاريخ النشر
2024.
عدد الصفحات
140 P. :
اللغة
الألمانية
الدرجة
ماجستير
التخصص
اللغة واللسانيات
تاريخ الإجازة
1/1/2024
مكان الإجازة
جامعة عين شمس - كلية الألسن - قسم اللغة الألمانية
الفهرس
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Abstract

In der vorliegenden Arbeit geht es um die Untersuchung von
Translationskulturen anhand von Neuübersetzungen. Das erste Kapitel
beschäftigt sich zunächst mit der Definition des Begriffs
„Translationskultur“ nach Eric Prunč. Zudem wurde der Unterschied
zwischen demokratischen und autoritären Translationskulturen dargestellt
und es wurde auf das Modell einer demokratischen Translationskultur
eingegangen. Anschließend wurden die Definition und die Zwecke von
Neuübersetzungen vorgestellt. Da die Analyse der Erst- und Neuübersetzung
dem Modell des Übersetzungsvergleichs von Reiss folgt, wird dies in diesem
Kapitel erörtert. Zum Abschluss des Kapitels wurde das Konzept von
Paratexten überblickshaft dargestellt.
Im zweiten Kapitel wurde zuerst ein Überblick über den Roman „Al-Ḥarâm“
von Yusuf Idris und den Entstehungskontext der Erst- und Neuübersetzung
gegeben. Dann widmete sich die vorliegende Arbeit der Analyse der Erstund Neuübersetzung durch einen interlingualen Mehrfach-Vergleich. Zum
Zwecke des Vergleichs wurden sprachliche und kulturspezifische Elemente
herangezogen, um die unterschiedlichen Verfahren im Rahmen von zwei
verschiedenen Translationskulturen zu beleuchten. Ferner standen
Auslassungen und paratextuelle Elemente als Analysekategorien.
Die erste Forschungsfrage lautet: Wie gingen beide Übersetzer mit den
spezifischen sprachlichen und kulturspezifischen Merkmalen des arabischen
Ausgangstexts um?
- Es lässt sich feststellen, dass Teweleit in der Erstübersetzung nicht
immer das gleiche Niveau gehalten hat. Einige Stellen hat er richtig
verstanden und korrekt wiedergegeben, während er andere Stellen
entweder ausgelassen oder umformuliert hat. Dies lässt die
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Schlussfolgerung zu, dass er möglicherweise nicht der einzige
Übersetzer für den Roman war. Im Gegensatz dazu ist es Fähndrich
gelungen, die meisten spezifischen sprachlichen und
kulturspezifischen Stellen korrekt wiederzugeben.
Die Analyse hat auch zum Ziel, die Antwort auf folgende Forschungsfrage
zu finden: Manifestieren sich Abweichungen zwischen dem Ausgangstext
und der Übersetzung? Wenn ja, welche und wie ist das zu begründen?
- Yusuf Idris’ Schreibstil zeichnet sich dadurch aus, dass er oft eine
Mischung aus Hocharabisch, Umgangssprache, Dialekten verwendet.
Dies stellt bei der Übersetzung eine Herausforderung dar, da die
Übersetzer nicht nur über starke sprachliche Kompetenzen, sondern
auch über kulturspezifische Kenntnisse verfügen sollen. Die beiden
Übersetzer haben unterschiedliche Ansätze im Umgang mit der
Umgangssprache und dem Dialekt der Fellachen gewählt. Teweleit
hat beispielsweise im Gegensatz zu Fähndrich einige Wörter
transkribiert und ihre Erklärung in Fußnoten vermerkt. Eine
Gemeinsamkeit, die beide Übersetzer teilen, ist jedoch, dass sie
diesen Unterschied in ihren Übersetzungen nicht deutlich gemacht
haben, wodurch ein wichtiges Merkmal von Idris’ Schreibstil verloren
gegangen ist.
- Ein weiteres Merkmal von Idris’ Stil ist seine Fähigkeit, aus einer
Situation anschauliche Bilder zu erschaffen, die es dem Leser
ermöglichen, die Ereignisse vor seinem inneren Auge lebhaft zu
sehen. Dieses Merkmal ist in der Erstübersetzung nicht erkennbar.
Ihre Analyse ergab, dass Teweleit dazu neigte, Umformulierungen
ohne nachvollziehbare Gründe vorzunehmen. Zudem fügte er einige
Stellen hinzu. Teweleit hat dabei den Stil des Autors außer Acht
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gelassen. Im Gegensatz dazu ist offensichtlich, dass Fähndrich die
Struktur der arabischen Sätze in der Übersetzung beibehalten hat. Die
Eingriffe von Teweleit in den Text haben jedoch verhindert, dass der
originelle Schreibstil des Autors dem Leser nähergebracht wird.
- Teweleit hat einige Stellen im Originaltext ohne plausible
Begründung gestrichen. Es fällt jedoch auf, dass Teweleit in einigen
Kapiteln ganze Teile ausgelassen hat. Der Grund dafür könnte sein,
dass Yusuf Idris in diesen Kapiteln mehrere Ideen besprochen hat,
die der Ideologie der DDR widersprechen. Er thematisierte den
Wandel der ägyptischen Gesellschaft nach der Revolution von 1952
sowie die positiven Auswirkungen des Gesetzes zur Agrarreform auf
die Gesellschaft.
Das führt zur Antwort auf die zweite Forschungsfrage: Wie können die
untersuchten Übersetzungen Einblicke in die jeweilige Translationskultur
gewähren?
- Es lässt sich erkennen, dass die vorgenommenen Auslassungen in der
Erstübersetzung absichtlich waren. Das war eine autoritäre
Entscheidung, die von der Translationskultur beeinflusst wurde.
Autoritäre Machthaber lenken die Denkweise der Bevölkerung durch
strenge Kontrollmaßnahmen in Übereinstimmung mit ihrer eigenen
Ideologie, wie es beispielsweise in der DDR der Fall war, wo die
Zensurbehörde Änderungen an bereits fertiggestellten Übersetzungen
vornehmen konnte.
- Im Gegensatz dazu repräsentiert Fähndrich die demokratische
Translationskultur. In demokratischen Gesellschaften sind alle
Akteure daran beteiligt, das Konzept der Loyalität zu fördern und zu
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entwickeln. Die Neuübersetzung fand in der Schweiz statt, wo die
arabische Literatur bei Lenos Verlag einen hohen Stellenwert hat.
Es stellt sich nun die Frage, warum eine Neuübersetzung überhaupt
erforderlich war. Die Antwort lässt sich aus den zuvor genannten Punkten
ableiten. Die Abweichungen vom Originaltext in der Erstübersetzung führten
zur Notwendigkeit einer Neuübersetzung.
Die Paratexte bieten einen Raum, in dem der Übersetzer seine Sichtbarkeit
reflektieren kann, was als ein wichtiger Aspekt der Translationskultur gilt.
Im Vorwort oder Nachwort kann der Übersetzer sein Verständnis des Werks,
seine Herangehensweise, mögliche Herausforderungen bei der Übersetzung
sowie zusätzliche Informationen über den Autor oder die Ausgangskultur
vermitteln. Diese Informationen können dem Leser dabei helfen, die
Übersetzung besser zu verstehen. Der Vergleich der Paratexte in der Erstund Neuübersetzung zeigt, dass die Leser bei der Neuübersetzung im
Mittelpunkt stehen. In der schweizerischen Gesellschaft herrscht keine
bestimmte Ideologie, und entsprechend möchten die Machthaber die Leser
nicht kontrollieren. Fähndrich beleuchtete einige Aspekte von Idris’ Leben,
wie zum Beispiel seine Kindheit, politische Haltung und charakterzüge, im
Nachwort. Außerdem stellte er anderen Vertretern der arabischen Literatur
wie Nagib Machfus, Taha Hussain und Dschabra Ibrahim Dschabra vor, was
den Lesern die arabische Literatur näherbringt. Im Gegensatz dazu widmete
sich Teweleit lediglich dem Stil von Idris im Vorwort der Anthologie.
Außerdem vermerkte er nicht den Namen des Originalwerks oder der
anderen in der Anthologie erwähnten Werke, was die Suche nach dem
Originalwerk oder den anderen Werken erschwert. In diesem
Zusammenhang sind die Paratexte von großer Bedeutung, da sie eine
informative Umgebung rund um das originelle Werk schaffen. Die Paratexte
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spielen ebenfalls eine erklärende Rolle, wie in den Fußnoten der
Erstübersetzung festgestellt werden kann. Teweleit verwendete Fußnoten,
um kulturelle Elemente zu erläutern, die für deutsche Leser möglicherweise
nicht vertraut sind und ihnen einen umfassenderen Kontext zu bieten.
Allerdings fällt auf, dass Teweleit nicht an allen Stellen Fußnoten verwendet
hat. Dies bestätigt die Vermutung, dass er nicht der einzige Übersetzer für
den Roman war. Es könnte auch sein, dass er bewusst darauf verzichtete, zu
viele Fußnoten zu verfassen, um die Leser nicht von der Atmosphäre des
Werkes abzulenken.